April 19, 2024

70 Prozent mehr Obdachlose

Mindestens 700.000 Menschen sind in der EU obdachlos. Laut dem Bericht des Europäischen Verbands nationaler Organisationen der Wohnungslosenhilfe (FEANTSA) sind das 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. 

Zwei Gründe dafür sind der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in vielen Städten und dass viele EU-Bürger*Innen versuchen, in anderen Mitgliedstaaten Fuß zu fassen. Allerdings scheitern sie dabei oft an zahlreichen Hürden, wie beispielsweise am Arbeitsmarkt und landen letztendlich auf der Straße.

Ob und welche Hilfe Obdachlose bekommen, ist in jedem EU-Staat anders. So hat Ungarn 2018 ein Gesetz erlassen, welches das Schlafen auf öffentlichen Plätzen verbietet. Die Polizei sei in so einem Fall befugt, Personen zu vertreiben und dortige Hütten oder Ähnliches zu räumen. Obdachlose, die dann mehrmals verwarnt werden, müssen mit einem Gerichtsverfahren, Bußgeld und sogar Haftstrafen rechnen. In dieser Maßnahme sieht der ungarische Staat eine „Hilfsmaßnahme“, die Leben rette. Offensichtlich wird hier aber Armut kriminalisiert!

In Finnland agiert man nach der Housing First Strategie. Damit wird Obdachlosen in der Regel schnell eine neue Wohnung zugeteilt, inklusive Mietvertrag. Dafür stehen mehr als 7800 Wohnungen zur Verfügung. Die Miete zahlen die Obdachlosen mit ihrer Rente oder ihrem Gehalt. Ist nicht genug Geld vorhanden, greift die Sozialhilfe. Mit dieser Strategie ist Finnland das einzige Land der EU, dem es in den letzten Jahren gelungen ist, die Zahl der Obdachlosen zu senken. Laut der Y-Foundation gibt es aktuell 4600 Obdachlose in Finnland. Allein in Köln sind es mehr, denn leider wird ihnen oftmals keine oder völlig ungenügende Hilfe zuteil.

Oft wird versucht, sie besonders aus dem „schönen“ Bild der Innenstadt fernzuhalten, indem beispielsweise Bänke extra so konstruiert werden, dass man nicht darauf schlafen kann; unter Brücken absichtlich spitze Steine aufgeschüttet werden, damit dies ebenfalls nicht als Schlafplatz in Betracht gezogen wird; oder indem 24/7 Musik an öffentlichen Plätzen gespielt wird. Diese genannten Maßnahmen sind alles Beispiele aus Deutschland.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert