Oktober 14, 2024

Altersarmut: Migrant:innen landen im Alter häufiger in der Prekarität

Altersarmut ist in Deutschland ein anhaltendes Problem, von dem besonders Migrant:innen betroffen sind. Aktuelle Statistiken und Berichte zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Alter häufiger in Armut leben, was auf eine Kombination aus prekären Arbeitsverhältnissen, niedrigen Löhnen und struktureller Benachteiligung zurückzuführen ist.
 
Stütze im Alter geht mehr und mehr an Ausländer“ – Ja, aber wieso eigentlich?
 
Eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion sollte zu Beginn dieser Woche zur Hetze gegen Migrant:innen dienen, zeigte aber das Gegenteil dessen, was zu beweisen versucht wurde.
 
Der Bild-Artikel mit dem Titel „Stütze im Alter geht mehr und mehr an Ausländer“, basierend auf den Zahlen der AfD-Anfrage, stellt dar, dass fast jede:r zweite Bezieher:in des Bürgergeldes keinen deutschen Pass besitzt und der Anteil der migrantischen Bezieher:innen von Grundsicherung im Alter stark gestiegen ist. Während die Berichterstattung dies im Kontext „ungesteuerter Zuwanderung“ darstellt, verfehlt sie natürlich eine korrekte Analyse dieser Zahlen: Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sind in Deutschland statistisch gesehen häufiger arm. Migrant:innen sind überproportional in Berufen beschäftigt, die schlecht bezahlt sind und als „gering qualifiziert“ gelten. Dies führt dazu, dass sie während ihrer Erwerbstätigkeit niedrige Beiträge in die Rentenkasse einzahlen und somit auch geringere Rentenansprüche im Alter haben. Die „Stütze im Alter“, die von vielen Migrant:innen in Anspruch genommen wird, ist daher kein Zeichen mangelnder Integration oder gar Arbeitsscheue, sondern das Ergebnis von Ausbeutung und Unterbezahlung. Selbst wer sein Leben lang arbeitet, muss in Deutschland mit Altersarmut rechnen und besonders betroffen sind Menschen, die in Leiharbeit oder ähnlichen prekären Beschäftigungsformen tätig waren. 
Ein zentrales und gerne übersehenes Beispiel für strukturelle Benachteiligung sind die ehemaligen Gastarbeiter:innen, die in den Nachkriegsjahren nach Deutschland kamen. Diese Gruppe leidet heute besonders unter Altersarmut. Ehemalige Gastarbeiter erhalten im Schnitt nur 834 Euro Rente – das sind etwa 280 Euro weniger als deutsche Rentner. Gastarbeiterinnen sind dabei noch stärker benachteiligt, denn ihre Renten liegen durchschnittlich nochmals etwa ein Drittel unter denen der deutschen Rentne:rinnen.
 
Anstatt diese alarmierenden Zahlen zur Hetze gegen Migrant:innen zu benutzen, sollten diejenigen kritisiert werden, die für die schlechten Lebensbedingungen der Arbeiter:innen auf der ganzen Welt verantwortlich sind, sie ausbeuten, schlecht bezahlen, ihre Gesundheit und Unversehrtheit riskieren, um Profite zu generieren und sie im Alter im Stich lassen.