In der letzten Woche kam es in mehreren britischen Städten zu Übergriffen und regelrechten Attentatsversuchen auf Asylbewerber:innen, Muslim:innen und Menschen mit Migrationshintergrund. Diese rassistische Gewalt ging und geht immer noch von Rechtsradikalen, Nationalisten und Konservativen aus. Sie lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, griffen Moscheen, muslimische Vereinigungen und Asylunterkünfte an und versuchten diese niederzubrennen. Sie schreckten sogar nicht davor zurück, Muslim:innen und Menschen mit Migrationshintergrund mitten auf der Straße anzugreifen, zu verprügeln und ihnen mit dem Tod zu drohen.
In der nordenglischen Stadt Rotherham griff eine Gruppe Rechtsradikaler ein Hotel an, in dem sie Asylbewerber:innen vermuteten, warfen dort Fenster ein und versuchten das Hotel in Brand zu stecken. Mehrere Videos aus dem Netz zeigen ebenfalls, wie eine Gruppe von maskierten Menschen ein Auto mit Schlägern angreift und versucht, die Insassen aus dem Auto zu zerren. Mindestens 90 der Angreifer wurden bis jetzt in ganz Großbritannien von der Polizei festgenommen.
Die Politik sah sich gezwungen, sich ebenfalls zu diesen Gewalttaten zu äußern. Der neue Premierminister Keir Starmer sicherte der Polizei vollste Unterstützung zu und bezeichnete die Teilnehmer dieser Attacken als „Schläger“, einen „Mob“ und ihre Taten als „gewalttätige Unruhen“. Eine Farce im Hinblick auf die Situation Großbritanniens, die schon lange sich vermehrende Gewalt auf den Straßen und immer größer werdende Armut der Menschen, ausgelöst durch die politische Führung des Landes und der dahinterstehenden Kapitalistenklasse.
Politiker wie der Rechtspopulist Nigel Farage nutzten die aktuelle Situation direkt aus, um ihre migrantenfeindliche Rhetorik an die Bevölkerung zu bringen und beteiligten sich an der Verbreitung dieser im Netz. Als Auslöser und Begründung für diese ganzen Untaten gaben die meisten Angreifer und viele dieser Menschen im Netz die „übermäßige Migration“ und ihre Folgen, wie den Messerangriff eines 17-jährigen Jungen auf eine Mädchen-Tanzgruppe an, bei dem drei Mädchen getötet wurden. All diese rassistischen „Begründungen“ beruhen auf einer Reihe von Falschinformationen und Lügen. Der Mythos von der sogenannten übermäßigen Migration wird von breiten politischen Spektren, von liberal bis nationalistisch-konservativ, als Vorwand genutzt, um ihre menschenfeindliche Ideologie zu verbreiten, Hass gegen bestimmte Gesellschaftsgruppen zu schüren und somit die Arbeiter:innenklasse zu spalten.
Der verbreitete Mythos ist faktisch falsch, da die Migration in Großbritannien besonders nach dem Brexit zurückgegangen ist. Doch auch unabhängig von dieser Tatsache liegt die Falschdarstellung schon in der Schlussfolgerung des kausalen Zusammenhangs zwischen Migration und Gewaltstraftaten. Diese hetzerischen Falschinformationen ergänzen diejenige, die bereits über den Messerangreifer propagiert worden waren, nämlich, dass er „direkt vom Boot“ käme. Es ist jedoch längst bestätigt, dass der Angreifer, der immer wieder als eine Ursache für die aktuellen Verbrechen benannt wird, in Großbritannien geboren ist.
Doch trotz all dieser rassistischen Narrative, die derzeit in der britischen Gesellschaft im Umlauf sind, gab und gibt es innerhalb der Gesellschaft auch große Solidarität mit den Opfern der Lynchangriffe. Praktisch wurde diese durch diverse antifaschistische Gruppen in den Städten: Sie stellten sich den Gewalttätern in den Weg, schlugen zurück und schützten die Betroffenen. Die Solidarität und ihre Praxis werden ebenso der einzige Weg sein, solche Situationen zu überwinden und ein Bewusstsein für die Einigkeit der arbeitenden und werktätigen Klasse zu schaffen.