März 28, 2024

Aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft zu Gewinnen

1914 warf die SPD ihre früheren sozialistischen Ideale endgültig über Bord. 1912 hatte sie noch beim Baseler Manifest gemeinsam mit anderen Arbeiterparteien der Welt den Kampf gegen den nahenden 1.Weltkrieg angekündigt. Zwei Jahre später stimmte sie für den Eintritt Deutschlands in den Krieg und verriet die Völker der Erde. Wie kam es zu diesem Wandel der SPD?

Nach 40 Jahren friedlicher Phase, Parlamentarismus und Gewerkschaftsarbeit hatte sich die SPD zu einer bürokratischen Partei entwickelt, die für die Revolution gegen das kapitalistische System nur noch ein Hindernis sein konnte. Die Führung hatte sich längst damit vereinbart, nur zwischen den Grenzen des Kapitalismus zu agieren, sodass die Partei nicht ins Visier des Staates geriet. Nun war man sogar so weit, den blutigen Weltkrieg zu befürworten und im Namen der „Vaterlandsverteidigung“ mit den deutschen Kriegstreibern gemeinsame Sache zu machen.

In der SPD gab es immer noch Revolutionäre wie Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Leo Jogiches oder Clara Zetkin, die konsequent gegen den Krieg kämpften und den Spartakusbund organisierten. Doch obwohl Rosa Luxemburg erkannt hatte, dass die SPD nur noch ein „stinkender Leichnam“ war, wagten sie bis Ende 1918 nicht den Schritt, sich ganz von den reformistischen Sozialdemokraten loszulösen. Eine Entscheidung, die später gravierende Folgen haben sollte.

Ab Herbst 1918 stellte sich schließlich die große Mehrheit der Bevölkerung entschlossen gegen den erfolglosen Raubkrieg, dessen Ergebnis Millionen Tote und Hungersnot waren. Um das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen, akzeptierte der Kaiser den Regierungsbeitritt der SPD. Für die SPD Führung hätte dies schon ausgereicht, aber der radikale Kampf der Massen zwang sie dazu, auch den Rücktritt des Kaisers zu fordern. Die Novemberrevolution beendete die Monarchie und es begann nun der Kampf zwischen der neuen SPD-Regierung und den Anhängern des revolutionären Spartakusbundes. Die SPD wahrte bei der Mehrheit der Arbeiter immer noch den Anschein, eine Partei zu sein, die den Sozialismus anstrebte. Die Spartakisten, die am 30. Dezember 1918 endlich die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) gründeten, versuchten im Kampf gegen die Regierung diese Maske abzureißen und die Revolution gegen das System voranzutreiben.

Die KPD war noch schwach. Die Geschichte der Bolschewiken in Russland hatte gezeigt, dass nur jahrelange und hartnäckige revolutionäre Arbeit eine kampferfahrene und vertrauenswürdige Partei der Arbeiterklasse schaffen konnte. Die Ebert-Regierung, die täglich an Zustimmung verlor, nutzte die Schwäche der KPD und wollte eine weitere Revolution im Keim ersticken. Mit der Absetzung des linken Polizeipräsidenten Eichhorns, der eine revolutionäre Sicherheitswehr leitete, provozierte sie einen Aufstand. „Wir zwangen die Spartakisten durch unsere Vorbereitungen zum früheren Losschlagen.“, erklärte später Sozialdemokrat Ernst, der Nachfolger Eichhorns. Am 5.Januar begann der sogenannte Spartakusaufstand gegen die Regierung und wurde blutig niedergeschlagen; das Schicksal jeder voreiligen Erhebung, die das Kräfteverhältnis außer Acht lässt. Die SPD Führung verbündete sich mit Vorgängern der Hitlerfaschisten, den Freikorps, um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zu ermorden. Die revolutionäre Bewegung erlitt eine zerschmetternde Niederlage.

Viele glauben, dass die sozialistische Revolution in Deutschland scheiterte, da sie ihre wichtigsten Führungsleute verlor, doch die revolutionäre Phase dauerte auch nach dem Spartakusaufstand bis 1923 an. Schon paar Monate nach dem Tod Liebknechts und Luxemburgs stieg die KPD Mitgliedschaft von 3000 auf 106.000. 1921 waren es bereits 400.000. Deutschland war geprägt von Aufständen und Arbeitern, die bereit waren, für die Revolution ihr Leben zu geben, um endlich eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Armut und Krieg zu schaffen. Das einzige was fehlte, war eine disziplinierte und gut organisierte revolutionäre Arbeiterpartei, die die Arbeiterklasse mit den richtigen Taktiken zum Sieg gegen das System führte. Die KPD scheiterte an der Aufgabe. Dieses Ziel kann also nur von denjenigen erreicht werden, die aus den Lehren der Geschichte wachsen werden.

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