April 25, 2024

Die Bekämpfung der Pockenepidemie in der Sowjetunion

Die Corona Pandemie dauert schon knapp 2 Jahre an und es ist nach wie vor kein klares und zuversichtliches Ende in Sicht. Die Inzidenzen steigen und es hat sich erneut eine Mutation des Coronavirus aufgetan. Doch ist dies der einzig natürliche Weg, wie so eine Krise verlaufen kann? Nein ist es nicht! Das zeigte uns die Sowjetunion vor 60 Jahren, als man etwas mehr als zwei Wochen benötigte, um den Ausbruch einer tödlichen Epidemie in der gesamten Sowjetunion zu verhindern. 

Die große Not begann am 23. Dezember 1959, als der Künstler Alexej Kokorekin den Moskauer Flughafen verließ, kurz nachdem er aus Delhi (Indien) angekommen war und nicht wusste, dass er sich bei seiner Reise mit Pocken angesteckt hatte. Schon zuvor wurde in der Sowjetunion hart gegen die Pocken angekämpft. Während 1919 die Zahl der Infizierten noch auf 186.000 Personen geschätzt worden war, galt die gefährliche Krankheit 1936 als besiegt. Variola vera („Echte Pocken“) galt zu dem Zeitpunkt als eine der schlimmsten Krankheiten in der Geschichte der Menschheit, welche in der Lage war, ganze Regionen und Länder zu vernichten. So sind im 8. Jahrundert 30% der japanischen Bevölkerung durch die Pocken verstorben. Genauso tödlich verlief es im 16. Jahrhundert für Millionen der indigenen Bevölkerung Amerikas, die sich bei den Kolonialisten aus Europa angesteckt hatten.

1959: Bei der Ankunft hatte der Künstler nur leichte Erkältungssymptome. Das war zu der Jahreszeit in Moskau allerdings nichts ungewöhnliches. Doch schon am selben Abend kamen schwerere Symptome wie Fieber, starker Husten und Schmerzen zum Vorschein. Die Ärzte stellten die übliche Diagnose: Grippe. Jedoch halfen die verschriebenen Medikamente nicht und der Patient hatte am ganzen Körper einen Ausschlag, welchen man für eine Allergie hielt. Am 29. Dezember, verstarb Alexej Kokorekin. Die Ärzte waren nicht in der Lage, die Ursache für den Tod zu finden. Allerdings war dies erst der Anfang. In den ersten Wochen des neuen Jahres 1960 wiesen nämlich mehrere Patient:innen im Krankenhaus die gleichen Symptome wie Fieber, Husten und Ausschlag auf. Es stellte sich heraus, dass der Künstler sich während seiner Indienreise mit der tödlichen Krankheit infiziert hatte

Als am 15. Januar die Nachricht über den Pockenausbruch die Staatsführung erreicht, werden sofort alle Kräfte der Moskauer Krankenhäuser, Polikliniken, Polizei und des KGB mobilisiert und  Fachleute des Forschungsinstituts für Impfstoffe hinzugezogen. Die Suche nach potenziellen Trägern des Virus hatte äußerste Priorität und erfolgte rund um die Uhr. Alle Personen, die Kontakt mit Kokorekin oder seinen Verwandten via Gespräch oder Treffen hatten oder Geschenke aus Indien von ihm erhalten hatten, wurden unter Quarantäne gestellt. So wurden 150 Student:innen der Universität, an welcher die Tochter Valeria studierte, direkt während einer Vorlesung in Krankenhäuser gebracht. Zeitgleich ging man von den primären Kontakten zu den sekundären über, bis die gesamte Kette zurückverfolgt werden konnte. Die Menschen mussten ihre Reisepläne auf dem Weg abbrechen und heimkehren, damit man potenzielle Patient:innen sicherstellen konnte.

Es wurden insgesamt 9.342 Personen unter Quarantäne gestellt. Das Botkin-Krankenhaus, in welchem Alexej Kokorekin seine letzten Tage verbracht hatte, wurde abgesperrt. Die entscheidende Rolle bei der Bekämpfung  der Pocken spielte die Impfung aller Einwohner:innen Moskaus und der Moskauer Region. Es wurden mehr als 9,5 Millionen Menschen in nahezu einer Woche geimpft – zum ersten Mal in der Geschichte. Das Personal aller medizinischen Einrichtungen wurde für diese Aktion mobilisiert. Insgesamt wurde in Moskau die Krankheit bei 45 Personen festgestellt. Darunter ergaben sich 3 Todesfälle.

Der sowjetische Staat hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt. Hier trug die rechtzeitig koordinierte Zusammenarbeit der Regierung und medizinischen Einrichtungen dazu bei, dass das tödliche Virus innerhalb von nur 19 Tagen gestoppt werden konnte. Trotz drastischer Maßnahmen herrschte in der Bevölkerung Ruhe statt Panik, da in der Sowjetunion viel Wert auf Wissenschaft und Aufklärung gelegt wurde. Zudem wurde die Bevölkerung bei ihren sozialen und existentiellen Grundlagen wie Arbeit, Wohnraum etc. abgesichert und unterstützt. Später half die Sowjetunion auch bei der Bekämpfung dieser Krankheit in anderen Ländern. 

Vergleicht man diese historische Erfahrung mit unserer heutigen Situation in der Corona-Pandemie, lässt sich klar feststellen, dass die kapitalistischen Staaten mit der Marktwirtschaft und all ihren Vorgehensweisen auf allen Ebenen versagt haben. Denn in diesem System steht der Profit immer über dem Menschen. Somit liegt es auch auf der Hand, dass die Forderung nach einem radikalen Systemwechsel zunehmend stärker werden wird.

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