In einem Artikel vom +972 Magazine wird von israelischen Soldaten berichtet, die beschreiben, dass es im Gaza-Krieg so gut wie keine Schießregeln gibt. Die Truppen schießen nach Belieben, stecken Häuser in Brand und lassen Leichen auf den Straßen liegen – alles mit Erlaubnis ihrer Kommandeure.
Anfang Juni strahlte Al Jazeera eine Reihe verstörender Videos aus, die Hinrichtungen zeigten: Israelische Soldaten erschossen bei drei verschiedenen Gelegenheiten mehrere Palästinenser:innen, die in der Nähe der Küstenstraße im Gazastreifen spazieren gingen. In allen Fällen waren die Palästinenser:innen unbewaffnet und stellten keine unmittelbare Bedrohung für die Soldaten dar. Aufnahmen dieser Art sind selten, weil Journalist:innen im besetzten Palästina nur unter großen Einschränkungen arbeiten können und ständig in Lebensgefahr schweben.
Diese Hinrichtungen, für die es offensichtlich keine Rechtfertigung gab, stimmen mit den Aussagen von sechs israelischen Soldaten überein, die in den letzten Monaten nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst im Gazastreifen mit +972 Magazine und Local Call gesprochen haben. Wie auch palästinensische Augenzeug:innen und Ärzt:innen berichteten, schilderten die Soldaten, dass sie nach eigenem Ermessen auf palästinensische Zivilist:innen schießen durften. Sie beschrieben, wie israelische Soldaten routinemäßig palästinensische Zivilist:innen hinrichteten, nur weil diese ein Gebiet betraten, das vom Militär als „No-go-Zone“ definiert worden war. Die Zeugenaussagen zeichnen das Bild einer Landschaft, die von den Leichen von Zivilist:innen übersät ist; die Armee versteckt diese jedoch vor der Ankunft internationaler Hilfskonvois, um zu verhindern, dass Bilder von stark verwesten Leichen in die Medien gelangen.
Zwei der Soldaten berichteten außerdem von einer systematischen Praxis, palästinensische Häuser nach deren Besetzung in Brand zu setzen. Mehrere Quellen beschrieben, dass die uneingeschränkte Schussfreigabe den Soldaten die Möglichkeit bot, Dampf abzulassen oder ihrem belastenden Alltag zu entfliehen. Ein Reservist, der im nördlichen Gazastreifen diente, schilderte die Situation wie folgt: „Ich habe selbst ein paar Kugeln ohne Grund abgefeuert, ins Meer, auf den Bürgersteig oder ein verlassenes Gebäude. Dies wird als ‚normales Feuer‘ gemeldet, was ein Code für ‚Mir ist langweilig, also schieße ich‘ ist.“ Ein anderer Soldat berichtet: „Es gab völlige Handlungsfreiheit. Wenn es ein Gefühl der Bedrohung gibt, braucht man nichts zu erklären – man schießt einfach. Wenn Soldaten sehen, dass sich jemand nähert, ist es erlaubt, auf den Mittelpunkt des Körpers zu schießen, nicht in die Luft. Es ist erlaubt, jeden zu erschießen, ein junges Mädchen, eine alte Frau.“
Die Aussagen der Soldaten stehen in direktem Widerspruch zur israelischen Propaganda, die in den westlichen Medien gerne reproduziert wird: Israel wird als „die einzige Demokratie im nahen Osten“ bezeichnet, seine Armee sei „die moralischste Armee der Welt“. Dementsprechend ist es auch wenig überraschend, dass diese und viele weitere erschreckende Details über Israels Armee es nicht in die deutschen Medien geschafft haben. Ganz nach dem Motto „Das erste, was im Krieg stirbt, ist die Wahrheit“ deckt nicht nur die Politik, sondern auch die breite deutsche Medienlandschaft den Genozid an den Palästinenser:innen, weil er dem globalen Westen dazu dient, seine imperialistischen Interessen im Nahen Osten zu vertreten. Immer noch werden die genozidalen Absichten Israels innerhalb der deutschen Medienlandschaft verharmlost oder gar geleugnet und immer noch wird das Narrativ der „Selbstverteidigung“ benutzt, um Israels Taten zu rechtfertigen. Immer mehr Skandale und Verbrechen erreichen jedoch mithilfe der sozialen Medien die Öffentlichkeit und stärken die Entschlossenheit der Menschen weltweit, die imperialistischen und prozionistischen Länder zur Rechenschaft zu ziehen.
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