Das Flüchtlingslager in Moria auf der griechischen Insel Lesbos brannte im letzten Jahr September ab. Die Zustände dort waren erschreckend: völlig überfüllte Zelte und unmenschliche Zustände. Von Hygiene konnte nicht die Rede sein. Die Menschen dort verloren ihre Unterkunft und mussten in einem provisorischen Lager in Kara Tepe auf Lesbos untergebracht werden. Insgesamt sind immer noch 17.000 Geflüchtete auf der Insel. Es befinden sich zurzeit mehr als 8000 Geflüchtete im Lager Kara Tepe.
Es handelt sich bei dem Platz um einen ehemaligen Schießplatz, wodurch das Gelände möglicherweise von Schwermetallen verseucht sein könnte.
Von der EU-Kommission hieß es damals, es werden keine weiteren Morias mehr geben. Sie versprachen Geflüchtete unter menschenwürdigen Bedingungen leben zu lassen. Die Ankündigungen, die Zelte endlich winterfest zu machen, blieben jedoch leere Worte.
Die Umstände heute sprechen für sich. Die Geflüchteten in Kara Tepe haben regelmäßig keinen Strom, müssen bei Minusgraden überleben und die EU schaut tatenlos zu. Erst nach drei Monaten wurden Duschen installiert, wobei nur einmal in der Woche geduscht werden darf. Die Zelte stehen bis oben hin in Matsch. Die Feuchtigkeit und die Kälte machen das Leben dort unmöglich. Vor Angst zu erfrieren, stellten die Menschen Heizöfen in die Zelte. Aufgrund der engen räumlichen Möglichkeiten kam es auch zu einem kleineren Brand.
Eine Kinderpsychologin der Ärzte ohne Grenzen betreut 2600 Kinder im Camp und berichtete Erschreckendes. Aufgrund der Traumata in Moria fingen viele Kinder an schlafzuwandeln. Sie finden keine Ruhe mehr berichtete die Psychologin. Zudem haben die Kinder dort keine Schule und auch keinerlei Spielmöglichkeiten. Die Auswirkungen seien, dass die Kinder in sich kehren, nicht mehr rausgehen und aufhören zu sprechen. Die Kinder haben Panikattacken, Wutausbrüche, schlagen mit dem Kopf gegen Wände oder reißen sich die Haare raus. 2020 wurden 50 Suizidversuche von Kindern im Lager registriert. Dieses Jahr versuchten 3 weitere Kinder sich das Leben zu nehmen. Dabei handelt es sich um Kinder zwischen 8 und 10 Jahren. Die Psychologin betonte, dass sie innerhalb ihrer fünfjährigen Arbeit in den Flüchtlingslagern keinerlei Fortschritte sehen konnte und insbesondere die EU keine Anstalten machte zu handeln. „Und wir wissen, dass das, was hier passiert, jedem einzelnen Verantwortlichen bekannt ist.“, sagte sie in einem Interview.
Aber nicht nur dort sieht es so aus. Ende 2020 flüchteten 9000 Menschen nach Bosnien und versuchten so nach Kroatien zu gelangen, in die EU. Die kroatische Polizei ging brutal gegen diese Menschen vor. Am 23. Dezember brannte auch das Camp Lipa ab. Tausende Geflüchtete mussten in den Wäldern und verlassenen Gebäuden unterkommen. Freiwillige Helfer:innen berichteten zudem von ihren Beobachtungen und äußerten sich kritisch bezüglich der von der EU genehmigten Gelder. Es sei nicht ersichtlich, wo das Geld hingeflossen sei.
Die Aufnahme der Geflüchteten lehnte der deutsche Staat ab und tat sich damit ab auf eine europäische Lösung hinzuarbeiten. Ist das die europäische Lösung, von der sie sprechen? Deutschland hat 2019 fast doppelt so viele Genehmigungen für Rüstungsexporte zugelassen im Vergleich zu 2018. Das ist ein Rekordhoch. Es handelt sich um über 8 Milliarden Euro, welche für die Kriege vorgesehen sind, vor denen diese Menschen fliehen müssen. 2020 will Deutschland der NATO voraussichtlich 50 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Damit liegt eine Steigerung von 6,4 % vor.
Von einem Europa können wir keine Hilfe erwarten. Den Kampf gegen ihre dreckigen Kriege und Machtkämpfe müssen wir gemeinsam führen.