Heute vor 129 Jahren starb Friedrich Engels, einer der größten Revolutionäre der Menschheitsgeschichte. Ein Blick in seine Geschichte und sein Wirken verraten uns jedoch, dass er aufgrund seines revolutionären Erbes auch heute noch im Kampf von Millionen weiterlebt.
Friedrich Engels wurde am 28. November 1820 als Sohn eines einflussreichen und erfolgreichen Wuppertaler Unternehmers geboren und wuchs in Wohlstand auf. Sein Vater hatte ihm bereits den Weg vorgezeichnet und erwartete, dass er es ebenfalls zu einem großen Unternehmer machte, der schließlich das Familiengeschäft übernahm. Es sollte jedoch ganz anders kommen.
Engels‘ Auseinandersetzung mit der Welt und dem Kapitalismus
Schon in frühen Jahren galt seine Aufmerksamkeit den Ungerechtigkeiten und dem sozialen Elend in der Gesellschaft. In seiner Jugend schrieb er über diese und beschäftigte sich mit philosophischen Fragen. Er lernte die Dialektik und die materialistische Weltanschauung kennen, die zur Basis seiner späteren revolutionären Theorien werden sollten.
Durch die kaufmännische Ausbildung in der Firma seines Vaters im englischen Manchester begegnete er einer industriell entwickelten kapitalistischen Gesellschaft, in der die Widersprüche zwischen der Unternehmer:innenklasse und der Arbeiter:innenklasse viel schärfer waren. So kam er auch in Kontakt mit der englischen Arbeiter:innenbewegung – unter anderem der Chartistenbewegung – und beobachtete aufmerksam die Streiks oder Meetings der Arbeiter:innen. Die Arbeiterin und seine spätere Lebensgefährtin Mary Burns half ihm bei der Herstellung seiner Kontakte. Die englische Arbeiter:innenklasse veranlasste Engels schließlich dazu, die kapitalistische Gesellschaft und ihre Funktionsweise zu studieren. Er befasste sich mit utopischen Sozialisten wie Robert Owen und der klassischen bürgerlichen politischen Ökonomie von Adam Smith und David Ricardo. Auf diese Weise entstand auch im Februar 1844 mit „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ Engels‘ erste Schrift über die Entwicklung der Gesellschaften durch die ökonomischen Bedingungen. Es war somit Friedrich Engels, der den Mitbegründer des wissenschaftlichen Sozialismus, Karl Marx, zur Auseinandersetzung mit der politischen Ökonomie führte.
Zwei Revolutionäre begründen den Weg zum Kommunismus
Die Bekanntschaft mit Karl Marx im Pariser Exil war der Beginn einer lebenslänglichen Genossenschaft, die die Welt verändern sollte. Zusammen mit Marx formte Engels aus dem 1836 entstandenen „Bund der Gerechten“, der ein Zusammenschluss von deutschen Arbeitern war, im Jahr 1847 den „Bund der Kommunisten“, der fortan als eine revolutionäre Arbeiterpartei fungieren sollte, die nicht mehr eine abstrakte „Gerechtigkeit“ verfolgte, sondern der bestehenden Gesellschaftsordnung konkret den Kampf ansagte. Aus der Losung „Alle Menschen sind Brüder“ war nun die revolutionäre Losung „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ geworden und der Kampf zur Veränderung der Gesellschaft bekam durch die beiden Kommunisten ein wissenschaftliches Fundament.
Der Bund beauftragte diese zwei führenden Köpfe, ein Werk zu verfassen, was die Grundsätze der Kommunisten zusammenfasst. Als Ergebnis wurde von ihnen 1848 das „Manifest der kommunistischen Partei“ veröffentlicht, ein zeitloses Handbuch für die sozialistische Revolution und den Umsturz des kapitalistischen Systems. Noch heute genießt dieser Meilenstein der Geschichte seine Aktualität und bietet Millionen von Menschen eine Perspektive gegen das imperialistisch-kapitalistische Weltsystem, indem es den Weg zur Befreiung der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung mit der Erkenntnis „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen“ vorzeichnet.
Theorie und Praxis – Engels auf den Barrikaden
Anders als viele „Intellektuelle“ oder Gegner des Marxismus heutzutage behaupten, waren Marx und Engels nicht nur bloße Theoretiker oder „Denker“, sondern zwei Kämpfer, die die Theorie als Basis für den praktischen revolutionären Kampf sahen, der geführt werden musste. Direkt kurz nach Beginn der bürgerlichen Märzrevolution im Jahr 1848 zogen beide nach Deutschland (Köln) zurück und gründeten neben der revolutionären Tageszeitung „Neue Rheinische Zeitung“ auch Arbeiter:innenorganisationen, um die Organisierung und Politisierung der Arbeiter:innen voranzutreiben. Unter anderem waren sie in Köln an großen Protesten mit über 6000 Arbeiter:innen beteiligt.
Das damalige allgemeine Ziel der bürgerlichen Revolution war ein einheitlicher deutscher Nationalstaat mit bürgerlicher Demokratie. Die preußische Monarchie und die feudalen Strukturen sollten also umgewälzt werden. Der Funke für diesen Kampf war von Frankreich, wo mit der Februarrevolution 1848 der König abgesetzt und die Republik ausgerufen worden war, nach Deutschland übergesprungen. In dieser Zeit nahm Engels an mehreren Aufständen teil, wie 1849 in Baden und der Pfalz oder im Mai 1849 am Elberfelder Aufstand, bei dem er sogar verantwortlich für Barrikaden und Artillerie war.
Die Lehren einer gescheiterten Revolution und der Weg zur Weltrevolution
Letzten Endes scheiterte die Revolution an der Angst des Bürgertums vor den revolutionären Massen, die ihnen selbst in Zukunft gefährlich werden konnten. So gab die Kapitalistenklasse die Forderung der Republik auf und erhoffte sich scheindemokratische Kompromisse mit den Fürsten und dem Adel. Marx und Engels zogen aus dieser Erfahrung die Erkenntnis, dass die Kapitalistenklasse zu ihrer historischen Aufgabe, den Feudalismus zu zerschlagen und so den gesellschaftlichen Fortschritt in die Wege zu leiten, unfähig war. Die Arbeiter:innenklasse sollte selbst bei einer bürgerlichen Revolution kein Anhängsel mehr sein, da eine selbständige Arbeiter:innenpartei mit eigener Führung und ohne bürgerliche Einflüsse eine Notwendigkeit darstelle.
Die Jahre nach der gescheiterten Revolution waren geprägt von intensiven wissenschaftlichen Arbeiten, die Engels und besonders Marx in England fortführten. Engels unterstützte dabei Marx und seine von großer Armut geplagte Familie finanziell, damit sich sein Genosse vollständig seinen Arbeiten widmen konnte. Anschließend zog er zu ihm nach London, um Marx auf allen Gebieten zu unterstützen und die Zusammenarbeit noch mehr zu intensivieren. Viele marxistische Schriften sind zum Teil dieser Aufopferungsbereitschaft und Stütze von Friedrich Engels zu verdanken.
Die großen Früchte ihrer theoretischen sowie praktischen Arbeit zeigten sich schließlich mit der Gründung der „Internationalen Arbeiterassoziation“ am 28.September 1864, welchedie fortgeschrittensten Länder Europas umfasste. Sie hatten es vollbracht, dieses langjährige Ziel zu verwirklichen und ein Werkzeug für die Weltrevolution zu schaffen, das die Arbeiter:innenbewegungen der verschiedenen Länder stärken und die Kämpfe international miteinander verknüpfen sollte.
Keine „zweite Geige“, sondern Marx‘ andere Hälfte
Auch nach dem Tod von Karl Marx im Jahr 1883 machte Engels unermüdlich weiter mit der revolutionären Arbeit und wurde für die gesamte sozialistische Arbeiter:innenbewegung der Welt die zentrale Persönlichkeit und Bezugsperson. Basierend auf den Manuskripten seines verstorbenen Genossen beendete er den 2. und 3. Band vom bahnbrechenden Werk „Das Kapital“ und veröffentlichte eigene wichtige Schriften, die die Arbeiter:innen weltweit in ihrem Kampf geistig ausrüsteten und ihnen eine Perspektive boten. Sein Buch „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ stellt auch heute noch eines der wichtigsten theoretischen Vermächtnisse für alle fortschrittlichen, linken und revolutionären Kräfte dar.
Friedrich Engels blieb bis zu seinem Tod am 5. August 1895 ein entschlossener Revolutionär gegen das kapitalistische System. Auch wenn seitdem 129 Jahre vergangen sind, lebt sein Erbe jeden Tag im Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung, Kriege, Krisen und die Zerstörung des Planeten weiter.
Anlässlich seines Todestages gehen revolutionäre Kräfte jedes Jahr im August in seiner Heimatstadt Wuppertal für die Friedrich Engels Gedenkdemonstration auf die Straße. So auch dieses Jahr, am 10. August 2024 um 14 Uhr am Wuppertaler Hauptbahnhof. Aufgrund der aktuellen Situation in Europa und auf der Welt lautet das Motto der diesjährigen Gedenkdemonstration „Gegen Krieg und Faschismus“.