Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die Politik in den lateinamerikanischen Ländern, die die USA als ihren „Hinterhof“ betrachten, durch Militärputsche gestaltet, die von der CIA und dem Pentagon organisiert werden.
Die Veränderung des globalen Kräfteverhältnisses mit China und Russland haben begonnen. Washington kann nicht mehr wie früher die Politik in seinem „Hinterhof“ gestalten.
Der am 26. Juni gescheiterte, vom Pentagon unterstützte Militärputsch in Bolivien war das jüngste Beispiel dafür. Als Vergeltung für Chinas und Russlands „gleichberechtigte Wirtschaftsbeziehungen“ mit Bolivien versuchten die USA einen zweiten „Tesla-Lithium“-Putsch. Er wurde jedoch wieder zum Scheitern verurteilt.
Lithiumreiches armes Land
Es wird geschätzt, dass es weltweit etwa 90 Millionen Tonnen Lithiumressourcen gibt. Bolivien verfügt über 39 Millionen Tonnen dieses wertvollen leitfähigen Materials. An zweiter Stelle steht Chile mit 19,9 Millionen Tonnen, an dritter Stelle Argentinien mit 12 Millionen Tonnen und an vierter Stelle der Iran. Australien steht mit 7,7 Millionen Tonnen an fünfter Stelle, gefolgt von China mit 6,7 Millionen Tonnen und Indien mit 5,9 Millionen Tonnen.
Drei Länder des südamerikanischen Kontinents (Bolivien, Chile, Argentinien) beherbergen siebzig Prozent der weltweiten Lithiumreserven. Die Wasserressourcen, die schon jetzt nicht ausreichen, um Lithium zu gewinnen, werden ausgeplündert. Indigene Völker, die Viehzucht und Landwirtschaft betreiben, werden vertrieben und in die Verzweiflung getrieben. Der „Reichtum“ kehrt bei den Völkern dieser Länder mit reichen Bodenschätzen als Armut zurück.
Der weltweite Bedarf an Lithium steigt
In den letzten Jahren hat der steigende Marktanteil von Elektrofahrzeugen mit Batterien und die Tatsache, dass Geräte wie Computer und Mobiltelefone zu den festen Bestandteilen des täglichen Lebens gehören und ihre Batterien mit Lithium arbeiten, das Interesse an bzw. die Nachfrage nach diesem Edelmetall erhöht.
Die Lithiumpreise steigen rapide an. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach Lithium in den nächsten 20-25 Jahren mindestens verfünfzigfachen wird.
Nach Ansicht der USA kann ein so großer Markt nicht China und Russland überlassen werden, auch nicht den Ländern, die Lithium beherbergen.
Vom Pentagon unterstützter „Lithium-Putsch“
Die Veränderung des Kräfteverhältnisses auf der Welt hat es den USA erschwert, in Süd- und Mittelamerika so frei wie bisher zu agieren. Der Aufstieg der „bolivaranischen Revolution“ in diesen Ländern und der Einfluss der mehrdimensionalen Weltordnung haben es möglich gemacht, Abkommen auf der Grundlage „gleichberechtigter Beziehungen“ mit China und Russland anstelle der ehemaligen Kolonialmacht USA zu schließen.
Evo Morales, der 2006 nach einer langen Periode militanter Massenkämpfe zum ersten indigenen Präsidenten Boliviens gewählt wurde, regierte das Land 13 Jahre lang. In dieser Zeit steigerte er die Alphabetisierungsrate. Er reduzierte die Armut und vervierfachte das Bruttosozialprodukt des Landes. In gewisser Weise führte er die „bolivarische Revolution“ an. Mit dem Wind der „bolivarischen Revolution“ im Rücken verstaatlichte Morales die natürlichen Ressourcen des Landes, darunter Lithium.
Nachdem Bolivien 2019 ein Lithium-Abkommen mit China unterzeichnet hatte, machten die USA mobil und inszenierten einen Putsch. Der Gründer von Tesla, der US-Kapitalist Elon Musk, erklärte arrogant, dass „wir einen Putsch gegen jeden durchführen können, den wir wollen“, was dazu führte, dass der Putsch als „Tesla-Putsch“ bezeichnet wurde.
Im Jahr 2019 stürzten die USA Morales in Bolivien mit einem „Tesla-Lithium-Putsch“. Morales floh aus seinem Land und suchte Zuflucht in Mexiko. Die amerikanistische Junta-Regierung hielt sich mangels Massenunterstützung nur ein Jahr. Bei den ersten Wahlen kam Morales‘ Partei „Bewegung zum Sozialismus“ wieder an die Macht. Im November 2020 übernahm das Kabinett des designierten Präsidenten Luis Arce die Exekutive. Daraufhin kehrte der abgesetzte Präsident Evo Morales in sein Land zurück.
Der neue Präsident Arce, der im Kabinett von Morales Finanzminister war, verfolgte weiterhin die Linie von Morales.
Neue Investitionen und neue Abkommen über „gleichberechtigte Wirtschaftsbeziehungen
Bolivien hat in diesem Jahr neue Lithiumabkommen mit China und Russland unterzeichnet. Es wurde angekündigt, dass China eine Milliarde Dollar investieren wird.
Obwohl die USA Morales 2019 mit dem „Tesla-Lithium-Putsch“ stürzten, haben sie ihr Ziel nicht erreicht.
Die amerikanische Junta wurde durch den Widerstand der Arbeiterklasse, der Werktätigen und der indigenen Völker besiegt. Mit dem neuen Präsidenten Arce setzte Bolivien seine Linie fort und setzte ebenfalls seine „gleichberechtigte wirtschaftliche Zusammenarbeit“ mit China und Russland fort.
Die Tatsache, dass 70 Prozent der weltweiten Lithiumreserven in Bolivien, Argentinien und Chile liegen und dass diese Länder, zumindest Bolivien und Chile, die USA nicht bevorzugen, zwang die Regierung Joe Biden zu neuen Schritten. Die USA, die in den Lithiumvorkommen des Kontinents, denen eine „strategische Bedeutung“ zugeschrieben wird, ein „Überlebensproblem“ sehen, haben zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren einen Putschversuch unternommen. Sie wird auch in der kommenden Zeit schmutzige und blutige Pläne schmieden.
Die bolivianische Arbeiterklasse, die Sozialisten und die indigene Bevölkerung, die gegen den letzten Putschversuch auf die Straße gingen, zeigten eine entschlossene Haltung und schlugen den vom Pentagon unterstützten Putschversuch zurück.
Während die USA im 20. Jahrhundert in der Lage waren, mit militärisch-faschistischen Putschen von Lateinamerika bis Afrika, vom Nahen Osten bis Asien Politik zu gestalten, wurden sie im 21. Jahrhundert, als ihre Hegemonie schwächer wurde, zu einer „Macht, deren Putsche zurückgeschlagen wurden“. Dennoch hat sie nicht aufgehört, „um die Macht zu ringen“.
Die Zeit vor dem Staatsstreich weist auf die Zeit nach dem Staatsstreich hin. In dem Maße, in dem das Interesse an dem strategisch günstig gelegenen Leitmineral Lithium steigt, wird auch das „Interesse“ an den Gebieten, in denen sich dieses Mineral in großer Dichte befindet, weiter zunehmen…