März 28, 2024

Rostock darf niemals vergessen werden

Letzte Woche wurde in Rostock – Lichtenhagen an das Pogrom vor 28 Jahren gedacht. Das Motto: „Lichtenhagen – Halle – Hanau: Politische Bildung vor Herausforderungen“

 Am 22. – 26.08.1992 randalierten Neonazis und Rassisten im Rostocker Stadtteil. Das Erschreckende dabei war, dass die Nachbarschaft diesen Ausschreitungen unter Beifall zusah. Über 1.000 Menschen versammelten sich vor dem „Sonnenblumenhaus“, in welchem überwiegend Vietnamesen wohnten. Sie warfen mit Flaschen, Betonbrocken und riefen rassistische Beleidigungen oder bejubelten diesen rassistischen Terror.

Die Polizei vor Ort sah tatenlos zu, als die Rassisten und Neonazis schließlich das „Sonnenblumenhaus“ in Brand setzten. Die mehrheitlich vietnamesischen Bewohner des Hauses konnten sich in letzter Minute noch retten. Mit vor Ort waren auch Journalisten von ZDF, weshalb heute noch gut erhaltenes Videomaterial existiert, welches das Ausmaß der unglaublichen Ausschreitungen zeigt. Die schaulustigen rassistischen Bewohner hinderten die Feuerwehr bei ihren Löschungsversuchen. 

 An dieser Stelle muss daran erinnert werden, dass es der Staat mit ihrer Politik war, die vor 25 Jahren die Stimmung in der BRD gegen Migranten aufheizte. Auf der politischen Bühne des kapitalistischen Staates, sei es in den Medien, im Parlament oder wo anders, fielen ständig Schlagworte wie „Asylbetrug“ und „Kapazitätsgrenzen“. 

 Diese Worte dominieren heute noch in der Debatte um die sogenannte „Flüchtlingskrise.“ Angela Merkel, die damalige Bundesjugendministerin, reiste am 31.08.1992 nach dem Rostocker Pogrom dorthin und sprach mit einigen jungen Neonazis. Etliches Videomaterialien beweisen uns heute, dass die jetzige Bundeskanzlerin verständnisvoll an diese Rassisten herantrat. In den politischen Debatten ging es nur darum das Image der BRD zu retten, anstatt das Problem an der Wurzel zu fassen, beim Namen zu nennen und für Aufklärung zu sorgen.

 Das Ereignis in Rostock vor 25 Jahren war die Spitze der rassistischen Hasswellen. Im Mai 1993 reagierte der Staat auf diese Ereignisse mit der Abschaffung des Asylrechts, wodurch die „sichere Drittstaaten“ Regelung eingeführt wurde. Damals stimmte neben der CDU und FDP auch die SPD für diese neue Regelung. Danach dürfen Asylbewerber, die über einen sicheren Drittstaat einreisen, nicht aufgenommen werden. Bei der geografischen Lage Deutschlands wurde damit erreicht, dass keine Asylanträge mehr angenommen werden. 

 Auch heute wird der Rassismus weiterhin in der Gesellschaft gefördert und auch heute bleiben die Brandanschläge auf Asylantenheime unbestraft. In den bürgerlichen Medien sind Geflüchtete Schwindler und Betrüger, die von den Sozialleistungen der Bundesrepublik angelockt werden. Sie seien schuld an der Arbeitslosigkeit und Armut der „Deutschen“. 

 2018 sprach der Bundesinnenminister Horst Seehofer von „Asyltourismus“ und von Migration als „Mutter aller Probleme“. Politiker und Medien hetzen, indem sie von „kriminellen Ausländern“ berichten. Sie werten Opfer rassistischer Morde ab, indem sie z.B. von „Dönermorden“ berichten. Doch wenn es um rechte Terroristen geht, dann sprechen sie von „verwirrten Einzeltätern“.

 Lichtenhagen – Halle – Hanau, das waren keine Einzelfälle. Deshalb darf kein Opfer rassistischer Gewalt und kein Pogrom vergessen werden! Erinnern bedeutet, zu kämpfen.

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