In Sachsen-Anhalt wurde eine afghanische Frau von vier unbekannten Täter:innen aufgrund ihrer Herkunft angegriffen. Die Polizei ermittelt im Auftrag der Staatsanwaltschaft wegen gefährlicher Körperverletzung mit rassistischem Hintergrund. Der Vorfall ereignete sich am Mittwochnachmittag am Bahnhof von Niederndodeleben. Die Frau war auf dem Heimweg, als sie von einer Frau nach ihrer Herkunft gefragt und von einem Mann am Handgelenk festgehalten wurde. Anschließend schlugen die Frau und drei weitere Männer auf die Afghanin ein. Einer der Täter habe gerufen, dass „Ausländer hier nicht wilkommen“ seien; das Opfer wurde bei dem Angriff leicht verletzt.
Auch wenn sich die Tat in Sachsen-Anhalt auf motivischer Ebene nicht klar mit dem Messerangriff in Solingen in Verbindung bringen lässt, kann rund zwei Wochen nach der Tat dennoch eine deutliche Veränderung des gesellschaftlichen Klimas beobachtet werden: Sowohl Politiker:innen als auch rechte Gruppierungen nutzen die Messertat in Solingen, um gegen Flüchtlinge und Migrant:innen zu hetzen. So äußerten sich nach dem Angriff mehrere Politiker:innen, allen voran CDU-Chef Merz und AfD Politiker Bernd Höcke, negativ über Migration und Migrant:innen und am 30. August sendete die Bundesregierung als Antwort auf den Angriff in Solingen ein Abschiebeflugzeug mit 28 Männern nach Afghanistan. In Solingen wurden rund 60 Schmähplakate mit Aufschriften wie „Zentrum der Messermigration“ aufgehangen, die mit martialisch anmutenden Messer-Abbildungen und blutroten Flecken umrandet sind. Der Angriff auf die afghanische Frau kann als direkte Folge der andauernden Hetze gegen Migrant:innen und Flüchtlinge gewertet werden und erinnert stark an den rechten Terror, der in England für Sachbeschädigungen von Supermärkten, Moscheen und Hotels gesorgt hat, in denen Migrant:innen vermutet wurden.
Das Anwachsen fremdenfeindlicher, nationalistischer, rassistischer Tendenzen in der Gesellschaft und das Aufkommen faschistischer Strömungen und Parteien ist im Wesentlichen eine Folge der imperialistischen Politik und der kapitalistischen Ausbeutung. Die unüberwindbare Krise des Kapitalismus und die durch sie verursachte soziale und gesellschaftliche Zerstörung, die wachsenden und sich vertiefenden sozialen Probleme bereiten den Boden für das Erstarken von Rassismus und Faschismus. Die herrschenden Klassen werden die Aggression gegen die wirtschaftlichen, sozialen und demokratischen Rechte der Arbeiter:innenklasse und der ausgebeuteten und unterdrückten Massen weiter verschärfen und ihnen die Rechnung für Militarismus und Krieg aufmachen. Um nicht zur Zielscheibe des Zorns der Massen zu werden, der sich entladen wird, schüren sie Fremdenfeindlichkeit, extremen Nationalismus und Rassismus und lockern die Leine faschistischer Strömungen noch mehr.