April 24, 2024

Vor 101 Jahren: Teile des Militärs putschten gegen die Regierung

Elite-Soldaten auf der Straße, die Regierung ist geflohen – eine Militärdiktatur steht kurz bevor. Das war die Situation in Deutschland heute vor 101 Jahren. Worum ging es dabei?

1918 beendeten deutsche Soldaten und Arbeiter:innen den Ersten Weltkrieg, indem sie sich gegen die Generäle und die Regierung stellten. Das Kaiserreich schafften sie gleich mit ab in der Novemberrevolution und es entstand eine parlamentarische Demokratie. In dieser Zeit politisierten sich Millionen von Menschen und Kommunist:innen und Sozialdemokrat:innen bekamen mehr Unterstützung.

Den Rechten gefiel das gar nicht. Sie meinten, die Niederlage im Krieg sei die Schuld der Linken – sie hätten das Militär verraten. Die Rechten hassten auch die parlamentarische Demokratie und wollten einen autoritäreren Staat, so wie im Kaiserreich. Außerdem waren sie harte Nationalist:innen und hatten schon wieder neue Pläne, Kriege zu beginnen.

Es waren schon lange Gerüchte im Umlauf, dass es bald zu einem Putsch kommen würde. Aber die SPD-Regierung nahm sie nicht ernst. Doch am 13. März 1920 war es so weit: Der General Lüttwitz putschte mit seiner Elite-Brigade und setzte den rechten Beamten Wolfgang Kapp als Reichskanzler ein. Einige Teile der Reichswehr schlossen sich dem Putsch an. Aber der Großteil der Offiziere unterstützte den Putsch nur passiv, indem er „neutral“ blieb.

Es ist kein Wunder, dass dieser sogenannte Kapp-Putsch passierte, denn die Mächtigen aus dem Kaiserreich waren immer noch in Machtpositionen und wollten die Herrschaft zurück. Beispielsweise schloss sich auch Erich Ludendorff dem Putsch an – er war einer der drei führenden Generäle in der Obersten Heeresleitung im Krieg gewesen.

Die SPD-Führung ermöglichte diesen Putsch erst, denn sie hatte sich gegen die Arbeiter:innenklasse gewandt: Erst stimmte sie 1914 im Reichstag für den Krieg und dann arbeitete sie gegen die Novemberrevolution 1918/1919. Die führenden SPD-Politiker etablierten sich als die neuen Verwalter des kapitalistischen Deutschlands – also nicht im Interesse der Arbeiter:innenklasse, sondern im Interesse der Kapitalist:innen. So kämpfte die SPD-Führung gegen aufrechte Sozialist:innen, worunter auch einfache SPD-Mitglieder waren. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ließ die SPD-Führung ermorden – sie gehörten mit Abstand zu den wichtigsten Persönlichkeiten der revolutionären Bewegung. Den Mord führte Waldemar Pabst durch, der nun ein Jahr später zu den Putschisten gehörte. Die SPD-Führung hatte also die Kontrolle verloren.

Dass der Kapp-Putsch möglich war, zeigt, dass eine Revolution konsequent durchgeführt werden muss: Die Mächtigen der alten Zeit müssen entmachtet werden – sonst werden sie immer wieder gewalttätig versuchen, sich die Herrschaft zurückzuholen.

Aber: Die Arbeiter:innenklasse besiegte den Putsch.

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