Vom 22. bis zum 26. August 1992 griffen hunderte Neonazis und Rassisten im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen ein Asylbewerberheim und das „Sonnenblumenhaus“, indem hauptsächlich Vietnames:innen lebten, an. Sie legten Brände, warfen Flaschen und Betonbrocken und riefen rassistische Beleidigungen und Slogans. Und all dieser Terror wurde euphorisch bejubelt durch mehrere tausend schaulustige Zuschauer:innen, die sogar die Feuerwehr an den Löscharbeiten hinderten. Die Polizei schaute dabei tatenlos zu und nahm in Kauf, dass die über hundert Bewohner:innen des angezündeten Wohnhauses getötet werden könnten. Dieses, von den bürgerlichen Medien als „Ausschreitungen“ bezeichnete, Pogrom ist der massivste rassistische Angriff seit der NS-Zeit.
Dieses Pogrom steht auch nicht losgelöst da. In den 90ern Deutschlands wurde die Hetze gegen Asylsuchende und Migrant:innen durch die bürgerlichen Parteien auf die Spitze getrieben. In den Medien, in den Parlamenten und auf allen politischen Bühnen wurden Lügen und Mythen verbreitet, wie Ideen des „Asylbetrugs“ oder „Kapazitätengrenzen“. Diese Meinungsmache führte schlussendlich zur Akzeptanz der Gewalt durch die Zuschauer:innen in Rostock-Lichtenhagen und bereitete genauso den Weg für die hunderten Angriffe gegen Asylsuchende und Migrant:innen davor und danach.
Solche Worte und ihre Konsequenzen sind seitdem zur Normalität geworden. Brandanschläge auf Asylantenheime gab und gibt es seit dem noch und nöcher und in den Medien werden Geflüchtete als Schwindler und Betrüger, die von den Sozialleistungen der BRD angelockt werden, beschrieben. Worte, wie die von Horst Seehofer, wie „Asyltourismus“ und die Bezeichnung der Migration als „Mutter aller Probleme“, sind die heutige Form der Meinungsmache gegen Asylant:innen. Der Aufstieg der AfD im bürgerlich-demokratischen System, mit der Hetze gegen Geflüchtete und Migrant:innen als eines ihrer Hauptthemen, zeigt dass diese Hetze heute ihren festen Platz in der bürgerlichen Politik gefunden hat.
In 1993, als Folge dieses Pogroms, hat die damalige Bundesregierung mit der Einführung der „sicheren Drittstaaten“ Regelung praktisch das Asylrecht ausgehebelt und somit seine Ziele erreicht. Das Feindbild des bösen Geflüchteten oder Migranten wurde geschaffen, die Gesetzeslage im Interesse der Kapitalistenklasse und ihrer Lakaien verändert und den politischen Diskurs von den sozio-ökonomischen Problemen abgelenkt. Die Parallelen zu heute sind klar zu bezeichnen und können nur durch das Erinnern und Kämpfen aufgezeigt werden.