April 25, 2024

Wohnen in Deutschland wird zum Luxus

Dass in Deutschland ein deutliches Wohnungsproblem erkennbar ist, ist kein Geheimnis und die Gründe dafür sind vielseitig. Doch was ist eigentlich passiert, dass Großkonzerne die Möglichkeit haben in solch einem großen Stile auszubeuten?

Zwischen den Jahren 1975 und 1985 kam es zu einem besonders starken Abfall der Bevölkerung. Da man davon ausging, dass sich dieses Phänomen fortsetzen würde, ging der geförderte Wohnbau stark zurück und nach der Wende wurde der Bau von Sozialwohnungen sogar zeitweise vollständig eingestellt. Obwohl der Wohnungsbau heutzutage ansteigt, fehlen, Expert:innen zufolge, immer noch mehr als eine Millionen Wohnungen. Hinzu kommt eine starke Landflucht, die durch die schlechte Infrastruktur stark begünstigt wird. Besonders für Student:innen, die vom Land kommen und nach kleinen, preisgünstigen Wohnungen in der Nähe der Universität  suchen, ist dies ein Problem.

Eine maßgebliche Bedeutung hat auch der Rückgang der Sozialwohnungen. Von 5,5 Millionen Sozialwohnungen im Jahr 1987 sind nur noch 1,5 Millionen übrig. Hinzu kommt, dass bis zu 100.000 Wohnungen jährlich aus der Mietpreisbindung ausfallen, während der Sozialwohnungsbau extrem schleppend vorangeht. Begünstigt wird die Not durch steigende Energiepreise und den teils viel zu geringen Gehältern.

Entscheidend war vor allem, dass 1990 die Wohnungsgemeinnützigkeit aufgehoben und infolgedessen Neubauten primär zur Kapitalgewinnung genutzt und kaum noch als Sozialwohnungen vermietet wurden. Mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank fiel immer mehr Bauland in die Hände von Investoren und Spekulanten, die günstig Baugelände erwarben und wieder teuer verkauften. Dies hatte zur Folge, dass die Preise für Wohneigentum um 50% anstiegen.

Die Krise spielte wie so oft den Großinvestoren in die Hände, die viele Wohnungen erwarben, um diese teuer zu verkaufen oder zu vermieten. Selbst öffentliche Wohnungen der Städte wurde im großen Stile an solche Investoren verkauft. Die Kosten für die Modernisierung (11% auf die Jahresmiete für einen zeitlich unbefristeten Zeitraum) fiel dabei auf die Mieter:innen zurück, die durch die eingesparten Energiepreise, infolge der Renovierung, aber keinesfalls profitierten. Durch gesetzlich geregelte hohe Baustandards werden viele Wohnungen deutlich teurer, was ebenfalls wieder in den Mietpreisen sichtbar wird.

Durch Internetportale wie AirBnB werden viele Wohnungen zweckentfremdet. Diese werden nur in bestimmten Zeiten von Urlauber:innen besucht und stehen ansonsten überwiegend leer. Des Weiteren hat die Bundesregierung mit ihrem Plan, 400.000 neue Wohnungen jährlich zu bauen, versagt. Es konnten lediglich 293.000 Wohnungen fertiggestellt werden, was auch schon im Vergleich zum Vorjahr 4,2 % weniger ist.
Um besonders den Ausbau von sozialen Wohnungen zu begünstigen, hatte eine Industriegewerkschaft ein „Sonderpaket“ für soziale Wohnungen gefordert und die Absenkung der Mehrwertsteuer um 7% angestrebt. Damit würde eine 60qm Wohnung im Schnitt um 20.000€ günstiger verkauft werden können. Weiterhin könnte man durch eine Vereinfachung des staatlichen Baurechts Büros und Parkhäuser zu sozialen Wohnungen umfunktionieren und Dachaufstockungen bei Altbauten vornehmen, wodurch sich ebenfalls 8.000€ einsparen lassen und Millionen neue Wohnungen entstehen können. 

Am Beispiel des Wohnens lässt sich besonders gut das wahre Gesicht des Kapitalismus erkennen. Wie immer profitieren auch hier einige Wenige an der Ausbeutung der Masse und werden dabei auch noch im großen Stile von der Politik unterstützt, die eigentlich zum Wohle der Gesamtbevölkerung entscheiden sollte. Es zählen lediglich die Interessen der Großkapitalisten, die hinter den Investmentfirmen sitzen. Besonders sozialschwach aufgestellte Menschen leiden unter der gewinnorientierten Wohnungspolitik und haben so mit einem weiteren Problem zu kämpfen.

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