April 23, 2024

Streikwellen in Großbritannien

Rekordgewinne für Unternehmen wie BP, hohe Inflationsraten von rund 11% für die Bevölkerung. Dies sind die Voraussetzungen in England, Wales und Schottland, unter denen sich branchenübergreifende Massenstreiks im Land bilden, zuletzt in einem ähnlichen Maß vor 30 Jahren in der Thatcher Ära. 

Schaut man sich die Branchen an, in denen allein im noch jungen Jahr 2023 die Arbeit niedergelegt wurde, so umfasst dies Schulen, Krankenhäuser, den Nah- und Fernverkehr sowie die Feuerwehr und Post (Lehrer:innen, Busfahrer:innen, Krankenpfleger:innen, Ärzte/Ärztinnen, Feuerwehr, Eisenbahner:innen, Postangestellte) und viele mehr. Grund sind die steigenden Lebenshaltungskosten und die sinkenden Reallöhne. Die Gewerkschaften reagieren direkt und organisieren eine Welle von Streiks. Dabei werden sie von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, denn zwei von drei Briten befürworten die Streiks. So hat Pat Cullen von der Gewerkschaft Royal College of Nursing zu dem Argument, die streikenden Pflegekräfte würden sterbende Patient:innen in Kauf nehmen, folgendes gesagt: „Es sterben keine Menschen, weil die Pflegekräfte streiken. Die Pflegekräfte streiken, weil Menschen sterben.“

Ein Vorteil in dieser Situation ist der hohe Organisationsgrad in Gewerkschaften. Die Arbeitskämpfe konzentrieren sich jedoch im Moment noch hauptsächlich auf den öffentlichen und weniger auf den privaten Sektor. Großbritanniens Premierminister Sunak will darauf mit einer Einschränkung des Streikrechts reagieren. Eine entsprechende Gesetzesinitiative wurde vorgelegt. Die Streikzeiten sollen somit reduziert und ein Mindestmaß von Dienstleistungen gesichert werden. Die landesweiten Streiks unter und gegen Maßnahmen der aktuellen Labour-Regierung könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Menschen sich nicht weiter von der Sozialdemokratie blenden lassen. Denn diese vertritt schon lange nicht mehr das, was sie vorgibt zu vertreten: Die Interessen der Klasse der Lohnarbeiter:innen.