Mai 1, 2024

Femizid in Bulgarien – Tausende protestieren

Nicht eine mehr!„- Dies war der Spruch, den Frauen in ganz Bulgarien in diesen Tagen durch die Straßen trugen. Nachdem eine 18-jährige Frau von ihrem Ex-Freund hunderte Male mit einem Messer geschnitten, ihr Haar abrasiert und ihre Nase gebrochen wurde, war der 26-jährige vom Gericht freigesprochen worden. 

Das Gericht in der zentral-bulgarischen Stadt Zagora hatte die Verletzungen als “leicht” eingeordnet und sah damit keine Ingewahrsamnahme für notwendig. Allein in Sofia, der Hauptstadt, gingen 5.000 Menschen auf die Straße. Durch den öffentlichen Druck wurde der Mann schließlich festgenommen. Er bestreitet alle Vorwürfe, auch wenn belegt ist, dass er der Frau Drohnachrichten geschrieben hatte. 

Forderungen nach einer Änderung des Justizsystems und besserem Schutz von Frauen wurden laut. Bulgarien hat die Istanbul-Konvention bisher noch nicht wirksam werden lassen, da es unter anderem wegen des Begriffes “Gender” noch Widerstand in der Politik gibt. In der Istanbul-Konvention werden verschiedene Formen von Gewalt gegen Frauen verurteilt, wie z.B. Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, häusliche Gewalt oder Zwangsheirat. 

Laut einer Statistik erleben ein Drittel der jungen Frauen in Bulgarien körperliche oder emotionale Gewalt durch ihre Eltern und jede fünfte durch ihren Partner. Die Dunkelziffer wird noch höher eingeschätzt. Die Proteste haben erneut gezeigt, dass Gewalt gegen Frauen nur organisiert auf den Straßen bekämpft werden kann. In diesem Sinne gilt es, die Wut der Protestierenden in diesem konkreten Fall zu einer allgemeinen Bewegung zu formen, die die Unterdrückung der Frau als Produkt des kapitalistischen Systems begreift.