April 26, 2024

Friedrich Engels: Wie Pandemien die Arbeiterklasse treffen

Bereits in „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“, einem Pionierwerk und Klassiker der sozialistischen Literatur aus dem Jahr 1845, schrieb Friedrich Engels über die Auswirkungen von Epidemien auf die Arbeiterklasse am Beispiel Englands.

In seinen Beobachtungen Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre berichtet er von Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Scharlach und „die Krankheit, die die fürchterlichsten Verwüstungen unter den Arbeitern anrichtet“, dem Typhus. Hierbei geht er auf die menschenunwürdigen Wohnbedingungen der Arbeiterklasse ein, welche die Verbreitung der Krankheit begünstigten. Die Wohnungen waren viel zu klein, völlig überfüllt und Kranke wie Gesunde mussten wortwörtlich auf einem Haufen schlafen. Vor allem in den Arbeiterbezirken der großen Städte und gerade in den ärmeren Vierteln lösten diese Umstände eine Krankheitswelle aus.

Viele der Typhus Patienten zur damaligen Zeit waren eingewanderte Arbeiter vom Land, die „unterwegs und nach ihrer Ankunft die härtesten Entbehrungen ausgestanden, an den Straßen halbnackt und halbverhungert geschlafen, keine Arbeit gefunden hatten und so dem Fieber verfallen waren.“ Ganze 16,5 % der kranken Patienten starben an der Krankheit.

In Schottland und Irland wurde die Arbeiterklasse besonders hart getroffen. 1842 fielen ein Sechstel aller Armen in ganz Schottland dem Typhus zum Opfer. Durch wandernde Bettler verbreitete er sich an vielen Wohnorten der Armen, während die wohlhabenden Klassen der Gesellschaft nicht erreicht wurden. 1843 erkrankte insgesamt 12% der Bevölkerung Glasgows am Typhus. Das waren 32.000 Menschen, von denen 32% am Ende nicht überlebten.

Unter anderem berief sich Engels auf die Analysen von damaligen Experten wie dem Arzt Dr. Alison, der die Ansteckungsgefahr auf die mehr als ungenügende Befriedigung der Lebensbedürfnisse der Arbeiter zurückführte. Dr. Alison zeigte auf, dass Not, Elend und fehlende medizinische Maßnahmen den Nährboden für die Epidemie boten.

Dass die Epidemien in Schottland gerade zu Zeiten von wirtschaftlichen Krisen wie im Jahr 1827, 1837 und 1842 Schaden anrichteten, weist eine Parallele zu unserer heutigen Zeit auf. Doch vor allem die Tatsache, dass bei Epidemien und Pandemien die arbeitende Klasse am stärksten die Folgen zu spüren bekam, beweist, dass sich seit dem Entstehen des kapitalistischen Systems rein gar nichts an diesem Problem geändert hat.

Während die kapitalistischen Staaten heute alles in ihrer Macht Stehende dafür tun, um die Unternehmen mit tausenden Milliarden zu retten, werden Arbeiterinnen und Arbeiter trotz Krankheitsgefahr für die Profite der Kapitalisten zur Arbeit gezwungen. Gleichzeitig werden die Ärmeren geplagt von Arbeitslosigkeit, Mietschulden und Ausgangssperren, die kleine Wohnungen zu Gefängnissen werden lassen. Ob Vaterstaat und das Gesundheitswesen, was zu einer Gesundheitswirtschaft verwandelt wurde, diesen Menschen schnell zur Hilfe eilen wird? Daran zweifelte bereits Friedrich Engels und wir tun es auch noch.

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