April 27, 2024

Hinter dem Krieg steht das Kapital

Die wirtschaftlichen Interessen hinter dem Krieg in Mali

Nachdem die internationalen Truppen Afghanistan ins Chaos gestürzt und den Einsatz beendet haben, ist aktuell der größte Bundeswehr Auslandseinsatz der Einsatz in Mali.

In der deutschen Öffentlichkeit gibt es nur wenig Aufmerksamkeit für das Land in der Sahel-Zone, für den dort herrschenden Krieg und seine Hintergründe. Dass es keine Aufmerksamkeit für den Krieg in Mali gibt, liegt unter anderem daran, dass 20 Jahre Auslandseinsatz in Afghanistan den Krieg zur Normalität gemacht haben. Die neue Bundesregierung wird an diesem Zustand nichts ändern.

Mali ist der blutigste Blauhelm Einsatz seit Korea und aktuell der gefährlichste Krieg, mit über 200 toten westlichen Soldaten. Die Beschaffung bewaffneter Drohnen, wie der Koalitionsvertrag es vorsieht, wird die Spirale der Gewalt weiter befeuern. Die Einsätze von Drohnen durch die USA in Afghanistan, dem Irak, Syrien und im Jemen, durch die Türkei in Libyen, durch die Türkei und Aserbaidschan gegen Armenien sowie der Einsatz durch Israel in Palästina zeigen, dass diese Waffen nicht zwischen Soldaten auf der einen Seite und unbewaffneten Frauen, Männern und Kindern auf der anderen Seite, unterscheiden können. Deutschland beteiligt sich neben dem UN-Einsatz (Minusma) an der EU-Mission (EUTM). Zudem werden beim eigenen vollkommen völkerrechtswidrigen Auslandseinsatz “Gazelle” Spezialeinheiten in Mali eingesetzt, obwohl dieser offiziell zur Ausbildung der Streitkräfte des Niger vorgesehen ist. Die Opfer des internationalen Interventionskrieges sind die Menschen in Mali. Geopfert werden sie den Interessen der europäischen Staaten und internationalen Konzernen.

Frankreich, die (ehemalige) Kolonialmacht, sichert in der Sahel-Zone seinen Zugang zum Uran, das es zur Sicherung seines Energiebedarfs benötigt. Gold und Phosphate werden unter schlechten Arbeitsbedingungen für den Markt im Ausland abgebaut. Vermutet werden dazu Erdöl, Erdgas, Diamanten und vieles mehr. Eigentlich hat das Land gute Voraussetzungen, die den Menschen Malis ein besseres Leben ermöglichen könnten. Doch nicht die Arbeiter:innen Malis profitieren vom Rohstoffreichtum, sondern nur eine kleine Gruppe von Menschen, die in den Chefetagen Europas sitzt.

Der Einsatz deutscher Truppen (über 1000 Soldaten aus Deutschland sind in dem Land stationiert) sichert den Zugang deutscher Konzerne zu Rohstoffen, die man beispielsweise für die Produktion von Batterien benötigt. Diese braucht man, um die E-Mobilität auszubauen und damit angeblich das Klima zu schützen. Krieg und Klimaneutralität? Das passt nicht zusammen. Hier gewinnen nur deutsche Automobilkonzerne, die zu den größten Abnehmern zählen. Der Krieg in Mali sichert ihre Marktanteile ab. Mit Klimaschutz durch saubere Mobilität haben E-Autos also nichts zu tun. Im Gegenteil. Es wird vom 1,5 Grad-Ziel geredet und gleichzeitig wird das Militär zur Durchsetzung von Konzerninteressen genutzt. Dass das Militär für 40 % der Emissionen weltweit verantwortlich ist, spielt dabei keine Rolle.

Mali ist reich an Wasser, da der drittgrößte Strom Afrikas, die Niger durch das Land fließt. Dennoch ist die Ernährung von Millionen Menschen nicht sichergestellt. Der Krieg verschärft die drohende Hungerkatastrophe, zwingt die Menschen zur Flucht und fordert viele Tote. Die genauen Zahlen sind höchstwahrscheinlich gewollt nicht zu finden. Man sollte aber von mehreren 10.000 toten Frauen, Männern und Kindern ausgehen. Die Akzeptanz der ausländischen Intervention sinkt in Mali immer weiter. Jeglicher Widerstand gegen den Einsatz wird jedoch mit Terrorgruppen gleichgesetzt. Schlussendlich ist der wachsende Widerstand jeglicher Art auf die verzweifelte Lage vieler Menschen – verursacht durch die neokoloniale Ausbeutung – zurückzuführen. Die Bekämpfung dieser Gruppen bildet eine Legitimation zur Fortführung des Krieges.

Krieg ist eine der Hauptfluchtursachen, weshalb die Zahl der Fliehenden in Mali die letzten Jahre stetig angestiegen ist. Sie fliehen innerhalb Malis und in die Nachbarländer. Gleichzeitig dient der internationale Einsatz, besonders das Engagement der europäischen Staaten, auch dazu, Menschen aus Westafrika den Weg in die EU zu versperren. Mali war und ist Teil der wichtigsten Fluchtroute nach Europa.

Es ging nie darum Terror zu bekämpfen. Gerade seit Beginn des internationalen Einsatzes steigt die Anzahl der Anschläge deutlich an. Es ging nie darum, dem Land Demokratie zu bringen; man kooperiert sehr gut mit der Militärregierung, egal wie oft in der Hauptstadt Bamako geputscht wird. Es ging nie darum, den Lebensstandard in Mali zu steigern.

Es geht um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen durch die Aufrechterhaltung kolonialer Verhältnisse; um die Aneignung von Ressourcen und billige Produktionskosten.

Für die kriegerische Erschließung von Rohstoffen, billigen Arbeitskräften und neue Absatzmärkte zahlen hierzulande die Steuerzahler:innen. Viele Milliarden Euro kosten uns die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Doch statt in Bildung, Gesundheit, gute Arbeits- und Lebensbedingungen zu investieren, geht das Hochrüsten für Auslandseinsätze weiter. Die neue Bundesregierung erwähnt das 2%-Ziel der NATO im Koalitionsvertrag nicht und spricht von einem 3%-Ziel für „internationales Engagement“.

Es gibt für den Krieg keine Exitstrategie und wenn der Einsatz beendet ist, wird das Land genau wie Afghanistan zerstört und im Chaos zurücklassen. Danach warten sicher neue Ziele auf NATO, USA und EU. Das stetige Wachstum, von dem der Kapitalismus lebt, braucht Ressourcen, Menschen zum Ausbeuten und immer neue Absatzmärkte. Deshalb braucht es eine starke Friedensbewegung, ein Bewusstsein über den Krieg und seine Hintergründe sowie einen gemeinsam Kampf der Arbeiter:innen in Mali, Deutschland und weltweit.

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