Kaum war die neue rechtkonservative griechische Regierung der Nea Demokratia unter Mitsotakis im Amt, so wurden auch schon die Pläne einer neuen U-Bahn Station in Athen auf dem berühmten Platz von Exarchia, einem historischen und auch aktuell wichtigen Zentrum der Linken in Griechenland, bekanntgegeben. Damit war nicht nur klar, dass die Bäume und die Struktur des Platzes verschwinden sollten, sondern auch, dass die damit einhergehende Gentrifizierung auch den politischen Rückzugsort von kapitalismuskritischen Menschen zerstören würde.
Schon seit Jahren werden Anwohner:innen durch Razzien, Kontrollen und eine ständige Polizeipräsenz diskriminiert. Nachdem der Platz schon länger für die baldige Baustelle eingezäunt gewesen ist, sollen nun die Bäume gefällt werden. Doch noch ist der Widerstand nicht besiegt. Anwohner:innen und solidarische Menschen hatten mit Kundgebungen und Demonstrationen – sowohl friedliche als auch gewaltvolle – versucht den Bau zu verhindern. Als Held wurde auch ein Arbeiter auf der Baustelle gefeiert, welcher aufgrund der Betroffenheit der Anwohner:innen die Baustelle kurzerhand verlies und seine Arbeit niederlegte.
Der Bau in Exarchia erinnert an das Vorgehen der türkischen AKP-Regierung ab 2013, die mit der Zerstörung des Gezi-Parks und der kommerziellen Umgestaltung des historischen Taksim-Platzes ebenfalls viele linke Kräfte zu einem gewaltigen Widerstand bewegt hatte. Der Protest von wenigen, die sich gegen die geplante Umweltzerstörung gewehrt hatten, hatte einen Aufstand der Massen entfacht, der den Sturz der Regierung greifbar machte. Angesichts der heutigen verschärften Krise des Kapitalismus und der steigenden sozialen Probleme in der griechischen Gesellschaft, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch im Nachbarland der Türkei ein großer Widerstand durch einen Funken entstehen kann, sollte dieser den Nerv der breiten Masse treffen und sie zum Handeln bewegen.